Die Entstehung des Wetterschutzpilzes am Blausteinsee in Eschweiler Dürwiss

Die Entstehung des Wetterschutzpilzes am Blausteinsee in Eschweiler Dürwiss

Aufgeschrieben am 10. November 2015 von Franz Wings

Als am 4. Oktober 1994 mit der Befüllung des Blausteinsees mit Sümpfungswasser aus dem nahen Tagebau Inden begonnen wurde, die Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern rund um den See fast abgeschlossen war sowie die Wanderwege angelegt waren, fehlte noch eine Schutzmöglichkeit für Wanderer und Sporttreibende bei plötzlich einsetzenden Regen oder Hagel.

Die CDU Ortsverbände Dürwiss und Lohn stellten bei der Rheinbraun (heute RWE Power), an den Direktor des Tagebaues Inden, Herrn Paul Werner Rickes, einen Antrag mit der Bitte, bei der Schaffung einer Unterstellmöglichkeit am Blausteinsee behilflich zu sein. Man dachte zunächst an einer halboffenen Schutzhütte, wie sie in den Bergen üblich sind. Aber dies verneinte Herr Rickes, weil erfahrungsgemäß solche Hütten hier bei uns stark dem Vandalismus gefährdet seien. So entschieden wir uns für einen Schutzpilz, dem Herr Rickes sofort zustimmte.

Gemeinsam mit Vertretern der Stadt Eschweiler und der Rheinbraun suchten wir einen geeigneten zentralen Standort für diesen Schutzpilz. Es dauerte doch einige Zeit, bis man sich über den Standort einig war.

Im Frühjahr 1996 war es dann endlich soweit. Ein riesiger Hartholz-Baumstamm von ca. 60 cm Durchmesser aus dem Braunkohleabbaugebiet wurde tief in den Boden "eingepflanzt". An Ort und Stelle wurden die anderen Arbeiten wie Dach und Rundum-Sitzbank gefertigt. So luden die Rheinbraun und die CDU Ortsverbände Dürwiss und Lohn am 10. Mai 1996 die Bevölkerung ein, mit Ihnen in einem kleinen Festakt die Einweihung zu begehen. Ein wunderschöner Wetterschutzpilz stand jetzt majestätisch am noch jungen Blausteinsee in der Landschaft.

In den folgenden Jahren wurde der Schutzpilz des Öfteren vom Vandalismus geschädigt. Erst wurde die schwere Rundum-Sitzbank aus der Verankerung gerissen und zerstört. Mehrmals wurde der dicke Stamm am Boden in Brand gesetzt. Im Sommer des Jahres 2003 war der Stamm durch die Brände augenscheinlich so geschwächt, dass die Standsicherheit gefährdet war, so dass der Leiter des Rechtsamtes der Stadt Eschweiler, Herr Dieter Kamp, aus Sicherheitsgründen den Pilz entfernen lassen wollte. Ich sagte ihm, ich sei mit dem Statiker Rolf Nowak befreundet und würde ihm bitten, ein Gutachten über die Standfestigkeit zu erstellen. Er soll doch bitte den Abriss so lange aussetzen. Herr Kamp willigte ein und Herr Nowak erstellte ein Gutachten.

Da der Baumstamm, wie schon erwähnt, bei der Aufstellung sehr dick war, reichte laut statischem Gutachten die Sicherheit noch aus. Herr Nowak erstellte dieses Gutachten kostenfrei für die Stadt Eschweiler und schlug vor, einen Stahlmantel um den Stamm zu legen und diesen mit Sand zu füllen. Diese Arbeiten wurden Ende Juni 2003 von der Rheinbraun übernommen; jedoch mit einer Füllung aus Beton. So konnte der schöne Wetterschutzpilz erhalten bleiben. Feuer konnte ihn nicht mehr schädigen. Er ist heute ein eingetragener Rettungspunkt am Blausteinsee und ein beliebter Treffpunkt für Liebespaare.

( Der Verfasser war von 1994 bis 2004 Mitglied des Eschweiler Stadtrates )


Ergänzungen der Freunde des Wetterpilzes:

12 Jahre nach der "Ummantelung" ist der Wetterpilz am Blausteinsee plötzlich wieder aus seinem Dornröschenschlaf erwacht.

Ausgangspunkt war ein Artikel in der "Aachener Zeitung" vom 08.10.2015 mit dem Titel "Der etwas andere Pilz ist nicht zum Essen". Die Journalistin Naima Wolfsperger wurde nach Recherchen zu interessanten Begebenheiten im Kreis Aachen im Mai 2015 auf die Wetterpilz-Sammlung aufmerksam und sprach die Freunde des Wetterpilzes kurzerhand an. Und so kam es auch gleich zu einem gemeinsamen "Ortstermin" am Blausteinpilz.

Seit der Ummantelung hat sich die Landschaft am See stark verändert und während man auf älteren Fotos noch gut erkennen kann, wie kahl der Uferstreifen war, so hat sich die Vegetation seither ihren Platz erfolgreich zurück erobert. Den Pilz zu finden ist daher für Ortsunkundige keine leichte Aufgabe und so war es wieder ein großes Aha-Erlebnis als wir zum vereinbarten Termin durch das Dickicht irrten und plötzlich und unverhofft den Pilz auf einer Wiese am südlichen Ufer des Sees vor uns sahen.

Der Pilz liegt harmonisch eingebettet in einer Landschaft mit hohem und dichtem Bewuchs, die heute viel Raum für eine üppige Vegetation bietet – aber auch die Menschen haben ganz offensichtlich dieses Landschafts- und Naturschutzgebiet als Oase der Erholung oder auch der sportlichen Betätigung angenommen und schätzen gelernt.

Wir waren einige Minuten vor der Journalistin dort und nutzten die Zeit, um die Stimmung dieser unwirklichen Region zwischen Aachen und Köln aufzusaugen, den Wetterpilz dabei unter die Lupe zu nehmen, etliche Fotos zu machen und die Atmosphäre auf einem Video fest zu halten. Der Artikel, der passender Weise mitten in der Pilzsaison einige Monate später Anfang Oktober erschien, hatte sehr viele Menschen der Region angesprochen und so kam es zu vielen Funden neuer Wetterpilze von Aachen, Eschweiler bis hinüber in die Eifel.

Vor Allem aber sind die Freunde des Wetterpilzes darüber froh, dass sich auch gleich der oben bereits genannte Statiker, Herr Nowack und der Initiator dieses Wetterpilzes, Herr Wings gemeldet hatten. Dadurch erst konnte diese spannende Geschichte der "Entstehung des Wetterschutzpilzes am Blausteinsee in Eschweiler-Dürwiss" zur Niederschrift kommen, so der Öffentlichkeitzugänglich gemacht werden und für die Zukunft erhalten bleiben.

Wie so oft sind die größten Schätze unserer Kulturlandschaft dem besonderen Engagement derjenigen Menschen zu verdanken, die in unbeirrter Art und Weise Mittel und Wege finden, etwas für die Gemeinschaft zu tun und damit unsere wundervolle Welt zu bereichern.

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Blausteinseepilz

Einweihung des Wetterpilzes Frühjahr 1996:

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Angekokelter Wetterpilz 2003:

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Zustand 2003:

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Zustand 2015:

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